Von Alp zu Alp

31. August und 1. September 2013

Wieder einmal war es Zeit, den Alltag zu verlassen, um Neues zu entdecken. Dieses Jahr war es nicht das Burgund oder das Emmental wie die beiden Jahre zuvor. Beschlossene Sache war ein Ausflug in die Innerschweizer Voralpen. Die Organisatoren Franz Huber und Jürg Andris hatten geschickte Vorarbeit geleistet und anspruchsvolle Wanderwege in einer schönen Berglandschaft, eine formidable Unterkunft in Engelberg und ideales Wanderwetter geplant. Vierzig Mann wollten es genau wissen. Aus allen Ecken strömten sie am Samstagmorgen zackig zum Bahnhof Büli, wo in Gruppen schon eifrig diskutiert und spontane Lacher zu hören waren. Es ist viertel nach sieben. Der Zug fährt ab und - welch ein Glück - keiner bleibt zurück.

Die Organisatoren hatten ein vielversprechendes Programm auf die Beine gestellt. Für alle Stärkeklassen. Die Athleten der Gruppe "Forza", es waren wohl um die dreissig, stiegen bereits in Wolfenschiessen aus dem Zug. Mit erleichterten Rucksäcken. Denn die nach Engelberg weiterfahrenden Kameraden der Gruppen "Piano" und "Kafi Lutz" zeigten sich hilfsbereit und nahmen Zahnbürste und andere nur für den Ausgang und die Übernachtung vorgesehene Utensilien mit, um sie in "unserem" Hotel Schweizerhof zu deponieren.

Der nun folgende Ansturm auf das Postauto nach Oberrickenbach war kurz und heftig. Trotz massivem "Gmoscht" fanden doch nicht alle Platz. Und Trittbrettfahrer wurden sofort abgewiesen! Da offenbar kein weiterer Bus vorhanden war, galt es, die Retourfahrt abzuwarten. Etwa zwanzig Minuten sagte man. Also das Beste daraus machen: Für einige hiess das, in die leere Gartenwirtschaft nebenan zu Kaffee und Gipfeli einkehren. Da aber staunte der Berichterstatter beim Kaffee schlürfen nicht schlecht, als am Tisch der "Jugendriegler" auf einmal ein "Flachmann" die Runde machte. Es war verständlich, denn die Beiz lag ja um halb zehn noch im Schatten der hohen Berge, es war kühl und eine Erkältung galt es zu vermeiden. Ob da Feuerwasser das Richtige war!?

Wie schon das Postauto, konnte auch die Luftseilbahn-Gondel zur Bannalp nicht alle aufs Mal hochschaukeln. Denn mit fünfzehn Passagieren war sie schon toll voll. Die einst brav geschlossene Wanderschar zerfiel in Grüppchen. Einige der zuletzt Hochgezogenen konnten dann ihrem Drang zu höheren Zielen einfach nicht mehr widerstehen und zogen, - nichts Böses ahnend - an der Chrüzhütte vorbei. Jene Kameraden, die eine halbe Stunde früher angekommen waren, sassen beim Kaffee und machten sich teilweise zum Weitergehen bereit. Der Weg zur Brunnihütte, wo sich alle wieder treffen würden, war ja allen bekannt. Auf Kinderwagen tauglichen Wegen, wie Herbi einmal in Braunwald gesagt hatte, bewegten sich nun die vielen Wanderer bergauf, den gigantischen Felstürmen entgegen, die sich leider allzu oft hinter Nebelschwaden und Wolken versteckten. Titlis, Spannort, Urirotstock und andere erwartete Gipfel blieben leider oft verborgen. Und die Sonne konnte sich nur zeitweise vollständig durchsetzen. Der rotweiss markierte Pfad wurde zunehmend steiler und steiler; die Atemzüge jedoch merklich kürzer. Tief unten spiegelte der tiefblaue Bannalpsee zauberhaft die umliegenden Wälder, Weiden und Gipfel. Kein Wunder drängte es unsere Naturfreunde und Fotografen immer öfter zum Anhalten, Staunen und Knipsen. All die Schnappschüsse werden bestimmt bald in unsere Homepage zu sehen sein.

Nach gut anderthalb Stunden erreichte die Gruppe "Forza plus" auf 1943 m über Meer die Walegg. Doch leider wurde die erwartete gute Rundsicht durch aufziehende garstige Nebelschwaden vereitelt. Die vorgesehene Mittagspause mit Verpflegung aus dem Rucksack schien daher nicht attraktiv. Viel mehr lockte nun fern unten das Walenhüttli (1665 m), das sich wunderbar im Sonnenschein zeigte. Als wir dann im besagten Beizli sassen, wurde es sonniger und die bekannten Spassmacher und Sprücheklopfer waren wieder aktiv. Besonders als ihnen der brave und fleissige Senn die letzten zwei oder drei Flaschen "Fechy" auf den Tisch setzte, die andern Kollegen das Nachsehen hatten und sich mit Most zufrieden geben mussten. Aber das war überhaupt nicht schlimm. Jedenfalls blieben Frohsinn und Geselligkeit erhalten. Auch nach dem Eintreffen der Nachzügler war gute Laune Trumpf, obschon die vom Wanderleiter in guten Treuen und in kameradschaftlichem Geist vorgesehene Überraschung für alle bedauerlicherweise gescheitert war. Missverständnisse und Kommunikationsmängel kommen auch in der besten Familie vor. Darum: "Mir wei nid grüble!" Auf jeden Fall nachträglich ganz herzlichen Dank für die gespendeten "Bierli"!

Als die Benjamine eintreffen, erzählen sie von einem Problem, das sie irgendwie mit einem Viehhüter-Zaun gehabt hätten und einem dubiosen Flickwerk. Mehr habe ich dazu nicht erfahren können. Aber gewiss schien es eine gelungene und lustige Aktion gewesen zu sein. Der Frage, ob in der Folge etwa Rindviecher abgestürzt seien, soll an dieser Stelle nicht weiter nachgegangen werden.

Nach einer reichlichen Zwischenverpflegung mit Bürli, Landjäger, Schinken und - wie gesagt - Most, einem urchigen Kaffee Träsch und Guetsli machten wir uns - die Unaufhaltsamen waren bereits weg - wieder gruppenweise auf den Weg Richtung Brunnihütte. So hatten wir eine rund vierstündige Wanderung vergnügt hinter uns gebracht. Und wie vom Programm vorgesehen, trafen wir da auch jene Kameraden wieder, die von Engelberg zum gemeinsamen Mittagessen zu Fuss oder per Bahn hinaufgekommen waren. Leider wollte sich der Titlis auch während dieser Pause einfach nicht zeigen. So liessen wir halt auch den Kitzelpfad um den Härzlisee links liegen und begaben uns ohne langes Warten per Sessellift oder zu Fuss nach Ristis, von wo aus uns die Luftseilbahn das schmucke Städtchen Engelberg näher brachte.

Wer sich hier für die Klosterbesichtigung entschieden hatte, war danach voll des Lobes. Vor allem der reichhaltige Apéro erhielt sehr gute Noten. Einige Kollegen hatten jedoch freiwillig auf dieses Vergnügen verzichtet und genossen stattdessen ein Bierchen in froher Runde an der Sunne, bevor man schliesslich im "Schweizerhof" die Zimmer beziehen konnte.

Ehe man sich dann vor dem bestellten Viergangmenü zu Tisch setzte, durfte man den Apéro an der Bar auf keinen Fall verpassen. Denn auch da gab es wieder guten Wein und viel Neues zu berichten. Ganz aktuell war natürlich das Eidg. Schwingfest in Burgdorf, wo der amtierende Schwingerkönig Kilian Wenger eine Niederlage eingesteckt hatte und der 27jährige Matthias Sempach aus Alchenstorf nun als Favorit galt. Und anderntags beim Gang mit Stucki tatsächlich auch siegte.

Nach dem reichlichen und auch guten Nachtessen war natürlich ein Verdauungs-Spaziergang durch die Altstadt unverzichtbar. Dass man bei diesem Streifzug auch an einer attraktiven Bar vorbeikam, war rein zufällig! So kam es, wie es kommen musste: Man kehrte ein, sah sich um, blieb, weil es so schön war und bestellte noch etwas Gerstensaft um den schönen Tag feierlich zu beenden.

Am Morgen wurde dann herumgeboten, dass einige der etwas jüngeren Kollegen in einer Bar ein Produkt aus Zuckerrohr dem Bier vorgezogen hätten. Ein etwas älterer Kamerad habe sie behütet. Ob sie danach ruhmreich ins Hotel zurückgekehrt sind, blieb weitgehend unbekannt. Aber: "Mir wei nid grüble."

Nach dem recht feudalen Sonntags-Frühstück und dem Fototermin vor dem "Schweizerhof" übernahm Franz Xaver als Führer rechts die Gruppen "Forza" und "Piano" und führte sie auf leichten Wegen sehr gemächlich hinauf zur Gerschnialp und hin zum Restaurant "Ritz", wo sich einige draussen einen süffigen Apéro gönnten, während sich die Benjamine ab ihrem Mini-Racletteöfeli vergnüglich die käshaltige Vorspeise zuführten. Dass uns beim Aufstieg wieder Nebel nachgeschlichen war, darf den sehr umsichtigen Leitern keinesfalls angelastet werden. Möglicherweise war auch in diesem Punkt die Kommunikation, ich meine mit den Wetterfröschen, nicht ganz gelungen. Man war auf alle Fälle sehr froh, dass es nicht regnete. Das Mittagessen im Restaurant "Ritz" war formidabel, obschon einige ganz gerne auf die angeblich feinen Älpler-Markronen verzichteten.

Den steilen Rückweg zum Bahnhof Engelberg meisterten alle mit Links und die grösste Skisprung-Anlage der Schweiz mit einer Gesamthöhe von 110 Metern und einer Anlauflänge von 123 Metern löste ungläubige Bewunderung aus.

Kurz vor vier Uhr bestiegen alle nicht mehr ganz frisch aber immer noch zu allerlei Scherzen aufgelegt, den Zug, wo uns ab Wolfenschiessen ein Bus zur Schiffsstation Stansstad transportierte. Am Schiffssteg erwarteten wir dann eine Tagesschaulänge mit Wonne an der Sonne das Eintreffen "unseres" Schiffes nach Luzern. Die Zick-Zack-Seefahrt nach Luzern war wiederum ein allseits willkommenes und wunderbares Erlebnis. Mit der Heimfahrt im Zug waren alle zufrieden und hatten genug.

Die Reise war gut organisiert, gut gelungen und vielseitig interessant. Man wird sich immer gerne daran erinnern. Die umsichtigen Organisatoren Franz und Jürg verdienen an dieser Stelle nochmals einen herzlichen Dank.

Hanspeter Ammann