Velotour 2016: Bülach – Bad Säckingen

Fr./Sa., 5./6. August 2016

Nach ein paar schönen, heissen Sommertagen erreichte das angekündigte Wettertief in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag, 4./5. August 201, auch Bülach und starker Regenfall führte in dieser Nacht und bis in den frühen Morgen zu einem merklichen Temperaturrückgang.

Dessen ungeachtet versammelten sich am Freitagmorgen, 0815 Uhr, 18 Männerriegeer bei nassen Strassen und wolkenverhangenem Himmel vor der Stadthalle Bülach. Die Tenues reichten von professionellen Regentrikots der Pessimisten bis sommerlichen Tenues der Optimisten. Allerdings zeigte es sich, dass letztere frühmorgens doch einige Male den Niederschlagsradar auf ihrem Smartphones konsultiert hatten. Soviel sei vorweg genommen: Sie sollten Recht bekommen.

In seiner Begrüssungs- und Informationsrede musste der Organisator, Xaver Köppel, leider die Abwesenheit des langjährigen und bewährten Schreiberlings, Hanspeter Ammann, bekannt geben. Trotz moderner elektronischer Agenda – oder gar vielleicht darum – hatte er Termine durcheinandergebracht und/oder doppel gebucht, so dass er leider zugunsten der Teilnahme an einer Geburtstagsfeier der MRB einen Korb geben musste. Es brauchte demzufolge einen anderen "Brichtlibrünzler" und die Wahl fiel auf den an Dienstmonaten gemessenen jungen Aktuar der Männerriege.

Auch bei uns schreitet der Zahn der Zeit voran und so durfte Raini lediglich vier Kameraden der "Gümmeler" anführen, währenddem Xavi einem Feld von 14 Männerrieglern auf ihren unterschiedlichen Velos voranfuhr.

Nachdem die Pessimisten den Optimisten gefolgt waren und mindestens die Regenbekleidung verstaut hatten, ging es für beide Gruppen los. Beim Karftwerk Rheinsfelden gesellte sich Ueli aus Glattfelden zu den Tourenfahrern und nach Überqueren des Rheins über die Kraftwerksanlage gings auf deutschem Boden flussabwärts. Obwohl sich Franz nicht so recht entscheiden konnte, ob er nun mit oder ohne Jacke radeln wollte und dies zwecks Tenuewechsel zu einigen Stopps führte, erreichten wir das Rest "Engel" in Rheinheim für das Geniessen des Kaffees pünktlich um 1000 Uhr. Leider wollte der Wirt erst um 1100 seine Beiz öffnen, so dass weiterradelten und wenige hundert Meter weiter waren wir auf dem Campingplatz "Hochrhein" willkommen und genossen dort den verdienten Morgenkaffee, allerdings ohne die erhofften Gipfeli. Den "Gümmlern" ging es etwas besser, sie waren lediglich zehn Minuten zu früh an ihrem Ort und erduldeten den Kaffee mit kurzem Warten vor der Beiz.

Zeitgerecht, d.h. es reichte noch für einen Apéro im "Rheinischen Hof", trafen beide Gruppen im stattlichen Restaurant in Waldshut zum Mittagessen ein und jeder konnte aus der Tages-Menukarte ein üppiges Gericht auswählen. Das Essen und die "Tannenzäpfle" der Rothausbrauerei aus Grafenhausen mundeten herrlich. Raini und Fredi dachten wohl bereits an den Nachmittag mit den zusätzlichen Höhnenmeitern und zogen dem kühlen Hopfensaft ein bestbekanntes, amerikanisches und stark zuckerhaltiges Getränk vor.

Gestärkt fuhren 1½ Stunden später beide Gruppen gemäss Marschtabelle los. Wie schon am Vormittag, war auch am Nachmittag der Rhein ein treuer Begleiter der Tourenfahrer. Es war schon eindrücklich, wie gross und für einige wohl auch etwas bedrohlich das Kernkraftwerk Leibstadt von der nördlichen Rheinseite aus wirkte. Später passierten wir das im Jahre 1933 erbaute imposante Laufwasserkraftwerk Albbruck-Dogern mit Maschinenhaus und den grossflächigen Wasserrückhaltebecken. Kurz vor Murg fielen wir wenige Regentropfen, doch vermochten sich diese gegen das im Westen aufziehende Wetterhoch nicht zu behaupten und so trafen dann beide Gruppen beinahe zeitgleich in Bad Säckingen ein. Im Freien, unter blauem Himmel und Sonnenschein, auf geflochteten und wie sich wenig später zeigte, noch nassen Stühlen genossen wir ein kühles Glas und freuten uns über den ersten gelungenen Tag. Maui aus der Gruppe der Tourenfahrer benützte die Gelegenheit und kaufte in der unmittelbar daneben liegenden Apotheke auch noch eine Wallwurzsalbe, wird doch dieser eine lindernde Wirkung bei Sitzbeschwerden nachgesagt; leider stellte sich am Folgetag die gewünschte Wirkung nicht ein.

Die Tourenfahrer erfuhren auch, dass das im Verlaufe des Mittagessens genossene Coca Cola nur für Raini seine volle Wirkung entfaltete, war er doch der Einzige, welche eine steile Passage – man hörte von 18% und mehr Steigung – im Sattel bewältige. Drei Kameraden taten es mit Erleichterung dem Köbi gleich und schoben ihre hochwertigen Velos den Steilhang hoch.

Später fuhren wir weiter durch das malerische Städtchen Bad Säckingen mit seinem Kopfsteinpflaster und folgten nochmals dem Rhein bis zum "Hotel am Hochrhein", welches wir noch wenigen Minuten etwas ausserhalb des Stadtkerns erreichten. Nach Verstauen der Velos in der gesicherten Garage, dem Zimmerbezug und einer wohltuenden und erfrischenden Dusche trafen wir uns zu einem Bierchen und später zum Apéro ein, welcher uns Gerry aus Anlass seiner Pensionierung per 1. August 2016 offerierte.

Der Salat vom reichhaltigen Buffet sowie die Rinds- und Schweinsmedaillons an einer leckeren und den Salzverlust ausgleichenden Pfifferlingrahmsauce mundeten ausgezeichnet. Natürlich wurden dazu ausgemachte Spätzle serviert. Ein "Mousse au chocolat" und eine "Bayrisch Creme" mit Früchten der Saison vollendeten das deftige und gute Mahl. Der Wirt liess es sich nicht nehmen, uns noch eine "Zwetschge oder Birne" zu offerieren, beide natürlich in flüssiger, gebrannter Form.

Die vollbrachte sportliche Leistung, das reichaltige Mahl mit den nachfolgenden Klaren oder auch trübe, gebrannte Wasser und das auf 0700 Uhr angesagte Morgenessen mit nachfolgender Weiterfahrt um 0815 Uhr führten dazu, dass die Radler aus dem Zürcher Unterland den Freitagabend in den Kojen und nicht am Tresen beendeten.

Nach einem prächtigen Frühstück ging es am Samstagmorgen, 0815 Uhr, wieder weiter, wobei die Tourenfahrer die tief liegenden Wolken bzw.den Nebel immer von unten betrachteten, währenddem die Gümmeler mit ihren Höhenmetern die Wolkendecke kurz durchbrachen und einen kurzen Moment die Sonne geniessen konnten. Bei weiterhin etwas kühlen, aber trockenem Wetter führte uns der Weg der Autobahn entlang, wobei wir diese einige Male über- und unterquerten. Die Sonne kämpfte immer erfolgreicher gegen die tief liegende Wolkendecke an, so dass schliesslich beide Gruppen bei strahlendem Sonnenschein in Hornussen zum Kaffeehalt eintrafen. Für beide Gruppen gab es nebst Kaffee auch frische Gipfeli zu geniessen.

In der nächsten Etappe galt es auch für die Tourenfahrer ein paar Höhenmeter zu überwinden, wartete doch der Bözberg auf uns. Bei herrlichemn Sonnenschein fuhren wir los und passierten in Bözen auch die Stammbeiz "Pöstli" von Herbert, wo er vor vielen Jahren unzählige Male seinen mit Öl beladenen Tanklastwagen hinter dem Hause parkierte und in der Beiz ein währschaftes Mittagessen genoss. Dazumal gab es noch keine Autobahn, um den Treibstoff von Basel irgendwo in den Kanton Zürich zu karren.

Wenig Meter nach der Gemeinde Effingen begann für die Tourerfahrer, unmittelbar über der A3-Tunneleinfahrt, auf einer schönen und zum grossen Teil schattigen Naturstrasse die Steigung über den Bözberg. Nach einem längeren, sanften Aufstieg folgte noch eine kurze ruppige Steigung und wir erreichten den Weiler "Linn" mit seiner mächtigen Linde. Der Legende nach pflanzte Ende 1668 der letzte Linner die Linde auf das Grab der durch die Pest dahingerafften Linner. Der schöne Baum mit seinem gewaltigen Stamm konkurrenzierte mit der prächtigen Aussicht. Leider war diese den beiden Kameraden Ewald und Heinz nicht vergönnt, vernichteten sie doch die Höhenmeter des Bözbergs mit dem Postauto und stiessen später wieder mit ihren Velos zu uns. Die lange und sanfte Abfahrt von Linn konnten wir wegen zahlreichen, längeren frischen Splittstellen nicht richtig geniessen. Einer war ganz besonders froh, unbeschadet und ohne Platten unten angekommen zu sein. Die auf 360o am Hinterrad von Franz sichtbare Leinwand erwies sich als äusserst zäh und behauptete sich gegen den Splitt. Wir radelten weiter in den Kanton Aargau hinein und überquerten die breite, einem mächtigen Strom gleichende Aare bei Untersiggenthal. Im Garten des Restaurant "Frohsinns" in Würenlingen trafen die Tourenfahrer auf die Gümmeler, welche bereits am Geniessen des Apéros vor dem Mittagessen waren. Nach dem Salat, welcher uns genau 1200 Uhr mit dem Glockenschlag der benachbarten Kirche serviert wurde und einer üppigen und wohl schmeckenden Portion "Spaghetti Bolognese oder Pesto", mussten wir die Anfrage der sympathischen Wirtin nach einem Supplement negativ beantworten. Unser Hunger war wahrhaftig gestillt und ebenso sahen wir von unserem Sitzplatz aus die beginnende Steigung in Richtung Endingen.

Nach dem Mittagessen erstellte der Wirt von uns noch ein Gruppenfoto um den Dorfbrunnen und danach nahmen wir die Steigung in Angriff. Später passierten wir den alten jüdischen Friedhof von Endingen und radelten in Richtung Wehntal und durch dieses in Richtung Bülach

Mit einigen Minuten Vorsprung auf die Marschtabelle trafen die beiden Gruppen, ohne irgendwelche Blessuren – Druckstellen ausgeschlossen – und ohne erlittenen Defekt, etwas zeitverschoben im "Gleis 4" zu Bülach ein. Mit Erleichterung berichtete uns Heinz, dass er nach der Postautofahrt den Sattel um 2 cm tiefer stellte, was eine weit bessere Wirkung entfaltete als das Anwenden der Wallwurzsalbe.

Der erste "Most ohne", das Panaché oder die Stange genossen wir sichtlich. Nicht zu übersehen war die Tatsache, dass dem einen oder anderen nach der zweiten Runde die Augenlieder immer schwerer wurden und der Kampf gegen das Einnicken begann. Nach diesen diesen herrlichen, in toller Kameradschaft erlebten zwei Tage löste sich die muntere Männerschar mit besten Erinnerungen an das Erlebte nach und nach auf.

Wir alle danken Xavi Köppel für die umsichtige Planung und Organisation dieses Ausfluges und die Tourenfahrer danken ihm im Besonderen für das kompetente und umsichtige Führern der Kameraden. Nach Mallorca mit den gesundheitlichen Problemen waren wir sehr froh darüber, wieder den auf seinem federnden Sattel wippenden Xavi vor uns zu sehen.

Der Dank geht auch an Raini, welcher seine vier Kameraden ortskundig von Etappenort zu Etappenort führte und mit seinen zusätzlichen, mit Höhenmetern angereicherten Schlaufen zu Höchstleistungen antrieb.

Es ist auch der seriösen Vorbereitung und Budgetierung von Xavi sowie den Spenden von Pius Studer (Geburtstag) und Hanspeter Ammann (Terminkollision) zu verdanken, dass die beiden Kaffeestopps offeriert und die Teilnehmer nur bei zwei Essen die Getränke berappen mussten; selbst im Gleis 4 war es nur Xavi, welcher den "Füdligriff" machen musste. Herzlichen Dank an Pius und Hanspeter.

Wir freuen uns auf die Velotour im Jahre 2017 und wer weiss, vielleicht spornt dieser Bericht auch weitere Männerriegler zur Teilnahme an. Insbesondere die Gruppe von Raini könnte einen Zuwachs vertragen...

Hans Schenk