Beschauliche Zweitages Velotour nach Mostindien TG

4./5. August 2017

Auch dieses Jahr stand wieder eine vielfältige Velotour auf dem Jahresprogramm. Die Kameraden Xaver und Raini hatten die Strecken von Bülach nach Weinfelden und zurück mit den Zwischenhalten und der Unterkunft ausgiebig erkundet und zudem gerade noch optimales Radler-Wetter bestellt. Nicht auszudenken, wieviel mehr Schweiss und andere Flüssigkeiten es gekostet hätte, wenn die flächendeckenden Wolken am Himmel nicht für angenehme 25 Grad gesorgt hätten. Denn zusätzliche Hitzetage von dreissig und mehr Grad hatten wir in den vergangenen Tagen schon genug gehabt.

Es ist Freitagmorgen der 4. August 2017, kurz nach acht, als 16 Kameraden tropfenweise bei der Stadthalle mit ihren unterschiedlichsten Drahteseln heranbrausen. Kamerad Hans Speck und sein Begleiter Kari, der heute und morgen leider auf das Velofahren verzichten muss, nehmen das Gepäck mit Pyjamas, Zahnbürsten und weiss ich was alles zum Transport in den Thurgauerhof Weinfelden entgegen.

Die Abfahrt der zwei Gruppen Radler steht nun kurz bevor. Einer fehlt noch, verkündet Xaver und fügt bei: "Eine, wo kei Kilometer z viel fahrt." Klar doch, würde der antworten. Auf der Wagenbrechi will er zu uns stossen. Fünf der jüngeren Kameraden mit Raini an der Spitze sind vor wenigen Minuten bereits auf ihre Strecke von 82 km gestartet.

Leithammel Raini startet mit ein paar saftigen Höhenmetern via Nussbaumen-Eschenmosen-Lufingen-Pfungen zur ersten Kafi-Gipfeli Pause im Kaffee Fortuna in Hettlingen. Fortuna hat es aber nicht so mit uns, stellen wir doch einen langsamen aber stetigen Druckverlust beim Hinterrad unseres Jüngsten fest. Da kommt aber die magische Rasierschaumdose des Schreiberlings wieder einmal in Aktion. Unbeirrt der laufenden Kameras und der schmunzelnden Kollegen findet doch noch ein kleiner Teil des Schaumes den Weg zum Loch und dichtete dieses bis am Samstagabend perfekt ab.

Gemächlich treten nun auch die etwas älteren Gagelis in die Pedale und gelangen geradewegs via Sechtbach Unterweg zur Wagenbreche, um dort den verlorenen Sohn aus Göpfi Kellers Sommerferienort in Obhut zu nehmen. Aber da müssen wir uns schon noch einen Moment gedulden, bis der Mann endlich in der Kurve erscheint, zu uns herankommt und sogar noch genug Pfuus hat, jeden einzelnen per Händedruck zu begrüssen. Es geschehen noch Wunder! "Laufe laa" war danach häufig von ihm zu hören, wenn es abwärts ging. Dem Mann ist auch das Bremsen zuwider. Die Fahrt geht nun aber sofort zügig voran. Richtung Rorbas und auf Waldwegen. Aber plötzlich fehlt einer. Bald jedoch ist der Abtrünnige bekannt. Sein Name soll hier nicht erwähnt werden. Nur so viel: Seine Vorfahren müssen wahrscheinlich in einem früheren Jahrhundert eine Mauer um den Hof errichtet haben. - Grosse Sorgen müssen wir uns um ihn nicht machen. Der kennt ja unser erstes Etappenziel. Und tatsächlich wird bald klar. Der hat dort schon einige Zeit vor unserem Eintreffen Kaffee und Gipfeli "ghabered". Woher aber dieser Vorsprung? Bekanntlich führen viele Wege nach Rom. Oder von der Wagebrächi nach Näfti. Verlässt einer seine Gruppe, ohne den geplanten Weg zu kennen, um wie in diesem Fall beim Samichlausbrüggli einen erwarteten Kameraden zu erspähen, muss er selbstverständlich mit Anschlussproblemen rechnen. Als wir ihn wieder sehen zeigt sich: Er hat mit seinem grossrädrigen Bike auf seiner Strecke vielleicht ein bis zwei Kilometer weniger zurück gelegt, als die Citybiker-Kollegen, die jedoch bequem hundert Höhenmeter weniger zu bewältigen hatten. Danke Heinz, für die amüsante Episode!

Kaffeehalt im Café Rössler Neftenbach. Hier werden wir von der energischen und scharfkantigen Serviertochter "vor usse" freundlich empfangen und mit dem vorbestellten Znüni-Kafi und Gipfeli rasch und zuvorkommend bedient. Ihre Stimme ist so gut zu vernehmen, dass ich meine Lauscherli ein paar Stufen zurücksetzen muss, um Gehörschaden zu vermeiden. Vor dem Verlassen dieses Lokals hört jedermann mit erschreckender Deutlichkeit, dass die entschlossene Frau auch noch Fragen zu den Zahlungsmodalitäten geklärt haben will: Wer bezahlt was usw. Tourenleiter Xaver hat aber letztlich alles im Griff, so dass wir mit gutem Gewissen unsere Fahrt getrost fortsetzen können. Auf bestens präparierten Radwegen ohne Baustellen radeln wir, abgesehen von ein paar Querschaltungen, sozusagen lautlos und mit Rückenwind via Oberwinterthur – Wiesendangen - Gachnang nach Frauenfeld und sind exakt um zwölf Uhr zum Mittagessen im Restaurant "Brauhaus" in Frauenfeld.

Im Biergarten sitzen da bereits die fünf Gümmeler Gageli vergnügt diskutierend am Tisch und haben recht grosse, volle, teils überschäumende Krüge vor sich. Wohl schon die zweite Runde, denke ich.

Hier tauschen wir mit den Tourenfahrern die Neuigkeiten aus (Rasierschaum-Story gegen den an der Wagenbreche verlorenen Heinz) und erfrischen uns mit isotonischem Sommerbier."

Auf alle Fälle geht es nicht mehr lange, bis auch auf dem Tisch der Citybiker dieser köstliche Gerstensaft den Weg in die durstigen Kehlen findet. Inzwischen haben die rasch Entschlossenen auch schon Hörnli mit Gehacktem und Öpfelmues bei den charmanten Kellnerinnen bestellt. Nach den 43 zurückgelegten Kilometern ist der Appetit auf etwas Knackiges natürlich stark gestiegen. Klar doch, würde Ueli sagen, der jetzt gerade nicht mit dem Zeigfinger an seiner längst erloschenen Pfeife herum "dökterlet"! Gehacktes Fleisch mit Hörnli und Mus passen dazu wunderbar! Neckische Kommentare bleiben jetzt und vielleicht auch später nicht aus. Nach Kaffee und Dessert führt uns Xaver wiederum zielsicher aus der Stadt Richtung-Wellhausen - Eschikofen am interessanten und von Xaver erklärten Segelflugplatz Amlikon vorbei nach Bussnang.

Frisch gestärkt folgen wir Raini brav auf die nächsten 'Höhenflüge', denn im Thurgau lockt immer irgendwo ein knackiger Hügel zum Bezwingen. Beim Weiler Holzhof (Bissegg), dem Ursprung des Schweizer Tilsiters, legen wir eine Trinkpause ein und studieren die ungewöhnliche Geschichte dieses Käses. Anschliessend geniessen wir die Fahrt durch kleine Weiler und Siedlungen Richtung Weinfelden, nur unterbrochen durch die imposanten Gebäude der Stadler Rail in Bussnang. In Weinfelden selbst lockt uns Raini noch auf eine Kletter-Runde, um den 1000. Höhenmeter ja nicht zu verpassen."

Einkehr in Giusi's Bistro Weinfelden. Im Innern dieses Lokals können mehrere spezielle Biere bestellt werden. So kommt es, dass wieder ein paar Krüge oder Flaschen dieses andernorts als "Nahrungsmittel" bezeichneten Getränks auf unseren Tischen ankommen. Damit haben aber ein paar Kollegen noch nicht genug. Sie wollen mehr. Auch etwas unter die Zähne. Die angebotenen Cremeschnitten, so breit wie drei Klaviertasten, sind bald ausverkauft. Wer aber hat bei der Bestellung seinen "Gluscht" überschätzt und einen Teil der Süssware dann dem Kameraden nebenan übergeben? Wohlverstanden: In appetitlicher Form. Obschon es auch hier draussen im herrlichen Sonnenschein recht gemütlich zu und her geht, verlangt das Tagesprogramm der Organisatoren um halb fünf Uhr das Einchecken im Hotel Thurgauerhof Weinfelden.

An der Rezeption erhalten wir die Schlüssel zu unseren Einer- und Zweier-Zimmern dank Xavis exakter Gäste-Liste rasch und unkompliziert. Die Utensilien hat der ruhige Transporteur Hans in der Tiefgarage schon abholbereit platziert. Der innere Dienst (ID) in den gut eingerichteten Hotelzimmern erledigen wir rasch, um den bereits auf halb sieben Uhr programmierten Apéro und das Nachtessen im Restaurant "Zum Eigenhof" Weinfelden frisch und sauber anzutreten. Nur noch ein paar Schritte und wir befinden uns auf der Anhöhe in einem Vorgarten mit der Aussicht auf imposante Dächer der Stadt Weinfelden. In froher Runde geniessen wir während etwa einer halben Stunde ein paar Tropfen des köstlichen Weissweins vom Sonnenberg und danken dem grosszügigen Spender Pius mit Applaus. Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle natürlich auch an alle andern Kameraden, die vor, während oder nach diesem tollen Ausflug einen "Zustupf" für Speis und Trank springen gelassen haben.

Mit Schweinskarreebraten Thurgauer Art an einer Apfelweinrahmsauce, Spätzli und Pommes Frites, Gemüsegarnitur und Dessert lassen wir uns anschliessend im behaglichen Biergarten von den liebenswürdigen Gastgebern gerne bedienen. Der Patron und seine Küchenbrigade haben die Produkte aus der Region hervorragend zubereitet. Bravo! Wir geniessen die grosszügige Gastlichkeit sehr. Und keiner muss hungrig oder unzufrieden vom Tisch. Zweifellos sorgt auch der harmonische Pinot Noir von der Sonnenhalde des nahen Ottobergs für zunehmend gute Stimmung im frischen und frohen Radler-Kreis.

Beim anschliessenden bedächtigen Streifzug durch die stillen Strassen der Stadt Richtung Bahnhof findet die inzwischen etwas gesplittete Mannschaft da und dort einen Tisch in einem gemütlichen Beizli, um den Kontakt zu den Einheimischen zu pflegen und den wohlverdienten Schlumi zu genehmigen. Über besonders ausgefallene Vorfälle ist mir nichts zu Ohren gekommen. Schade. Erwähnenswert wäre an dieser Stelle nur die Frage, ob der Punkt mit dem vorangestellten Grussbuchstaben "G" noch sinnvoll zu Ende diskutiert werden konnte. Und ob die vor einiger Zeit in einer Altersheim-Gaststätte beobachtete Tanzweise des langjährigen verdienstvollen Turnveterans wirklich so Aufsehen erregend und diskutabel gewesen ist, wie einige seiner Kollegen immer wieder belustigt erzählen!

Die Nacht zum Samstag verbringen die meisten trotz offenen Fenstern ohne exakte Zählung der viertelstündlichen Glockenschläge. Denke ich einfach so. Und nach dem reichhaltigen Morgenessen in der Bäckerei-Konditorei Beckmohn sind alle Geister geweckt und bereit zum Start auf die rund 68 bzw. 77 km lange Heimfahrt. Und wieder fehlt ein Radler-Kamerad. Der Hans. Dessen Fernbleiben ist jedoch durch seine Teilnahme an einer Abdankung verständlich und konnte ohne weiteres entschuldigt werden.

Die Samstagstour der Gümmeler startet recht flach in Richtung Märstetten, wo es mit der Gemütlichkeit aber zu Ende ist und der erste Bergpreis des Tages folgt. Die Fahrt auf dem Seerücken mit der schönen Aussicht auf den Untersee ist wie geschaffen für eine Kaffeepause beim Klingenzellerhof. Erfrischt geniessen wir danach die rassige Abfahrt Richtung Stein am Rhein, umfahren den Stammerberg und sitzen frühzeitig zum Apéro und Mittagessen im Thalacker bei Ossingen.

Zielsicher und vorsichtig führt Xaver die Citybiker aus der Stadt heraus auf besten Strässchen am Ottoberg entlang leicht hinauf durch gut gepflegtes wunderbares Rebgebiet. Und schon nach wenigen Kilometern erreichen wir mühelos Märstetten, Müllheim und gegen 0920 Uhr zum ersten "Auftanken" das weitherum bekannte Café Bürgi in Pfyn.

Auch hier ist es "cheibe" schön und gmüetlich, dass man noch gerne ein wenig geblieben wäre. Aber nach einer guten halben Stunde rollen die Räder wieder und via Weiningen, Warth, Karthause Ittingen und bei Iselisberg vorbei sind wir in kürzester Zeit bereits bei unseren schon anwesenden Rennradler-Kameraden in der Gartenwirtschaft des Restaurant Thalacker bei Ossingen, wo wir unseren aufgekommenen Appetit wiederum mit einem üppigen und leckeren Mittagessen stillen und uns gleichzeitig auch die nötige Flüssigkeit mit Hochgenuss zuführen.

Bestens verpflegt fahren wir weiter durch das Zürcher Weinland via Rheinau und Flaach. Den happigen Aufstieg auf der Sustenstrasse durch die Reben nach Buchberg belohnt Raini mit einer Runde erfrischendem 'gschprützte Wiise' in der Füchslistube. Die kurze Schlussetappe bis zu den Kameraden der Tourengruppe im heimischen Gleis 4 ist nur noch ein lockeres 'Auslaufen'.

Von da aus ist die Heimfahrt via Kleinandelfingen, Ellikon a.R., Flaach, Berg a.I. Freienstein, Tössegg zum Gleis 4 etwas überspitzt gesagt nur noch ein Katzensprung. Nicht ganz für alle. Einer zieht es in Flaach vor, wegen eines mühsamen Stutzes den Rest der Tour per Postauto und Eisenbahn zurückzulegen. Aber am Schluss sitzen doch alle glücklich und zufrieden und vor allem unversehrt im Gleis 4, um einmal mehr den begehrten schäumenden Gerstensaft von Ursi in Empfang zu nehmen und zu geniessen.

Die Organisatoren Xaver und Raini verdienen an dieser Stelle nochmals einen herzliches Dank für die hervorragende Planung und Durchführung dieser unterhaltsamen schönen Zweitages-Velotour 2017. Fotos dazu sind im Fotoarchiv.

Hanspeter Ammann

und

Otti Grimm (in kursiver Schrift)